Studien
HIIT bei Krebs: Bessere Fitness und Funktion im Vergleich zu herkömmlichem Ausdauertraining?
HIIT verbessert die Funktion und VO₂ bei Krebspatienten; im Vergleich zu MICT wird ein Nutzen für VO₂ beobachtet (SMD 0,37; p=0,009). Die Trainingseffekte steigen mit zunehmendem Gesamtvolumen.
Lesezeit:
10
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Warum dies wichtig ist
Krebs und Krebstherapien werden oft mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit, Müdigkeit und kardiovaskulären Risiken in Verbindung gebracht. Gezieltes Ausdauertraining ist Teil moderner onkologischer Programme – aber welches Format ist effektiver? Diese Studie vergleicht hochintensives Intervalltraining (HIIT) mit moderatem kontinuierlichen Training (MICT).
Studienaufbau (im Überblick)
Typ: Systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse nach PRISMA.
Einschluß: RCTs mit HIIT bei erwachsenen Krebspatienten; für die Meta-Analyse wurden nur Studien mit direktem Vergleich von HIIT vs. MICT einbezogen.
Endpunkte: Funktionstests (z.B. 6-Minuten-Gehtest, Sit-and-Reach, Stand-up-Test, TUG) und VO₂peak/VO₂max.
Hauptergebnisse
Funktionelle Leistung
6-Minuten-Gehtest: durchschnittliche Verbesserung +8,63 ± 6,91%.
Mobilität (Sit-and-Reach): +2,7 cm.
→ Beide verbesserten sich signifikant nach HIIT-Interventionen.
Kardiorespiratorische Fitness (VO₂)
Relativer VO₂peak stieg mit HIIT: +10,68 ± 6,48%.
Relativer VO₂peak mit MICT: +7,40 ± 4,29%.
Meta-Analyse HIIT vs. MICT: SMD 0,37 (95% CI 0,09–0,65), p=0,009, I²=0% → begünstigt HIIT.
Dosis-Wirkungs-Beziehung
Die Effektgröße (ES) der VO₂-Verbesserung korrelierte moderat mit dem gesamten Trainingsvolumen (ρ=0,49; p=0,03), jedoch nicht mit dem prozentualen Anstieg (ρ=0,24; p=0,14).
Interpretation: Nicht nur die Intensität, sondern auch die gesamte Trainingszeit ist wichtig.
Praktische Implikationen & Programmierung
Wer profitiert?
Breites Spektrum: vor, während und nach der Behandlung; UICC-Stadien I–IV in den enthaltenen RCTs. Die Sicherheit und Machbarkeit von HIIT bei Krebspatienten wurde wiederholt demonstriert.
Implementierung (FITT-Prinzipien aus RCTs):
Häufigkeit: in der Regel 2–3×/Woche, ≥3 Wochen Interventionsdauer.
Intensität: Intervalle oft bei ≥85–95% VO₂peak/HRpeak, aktive Erholung bei 50–70%.
Zeit: typische Sätze: 4×4 min oder 30–60 s Sprints; Sitzungsdauer ~30–40 min.
Typ: Laufband oder Fahrradergometer; Berücksichtigung des onkologischen Kontexts (z.B. Müdigkeitstagebuch, hämatologische Kontrolle).
Erwartete Ergebnisse (realistisch):
Schnell bemerkbar: Gehstrecke, Mobilität.
Im Labor messbar: VO₂peak-Anstieg – generell größer mit HIIT als mit MICT.
Programmierungstipp: Volumen schrittweise erhöhen (korreliert mit Effektstärke).
Einschränkungen der Evidenz
Heterogene Protokolle (Intervalllänge, Geräte, Frequenz).
Funktionelle Ergebnisse werden weniger häufig direkt zwischen HIIT und MICT verglichen als VO₂.
Bedarf an längerer Nachbeobachtung und standardisierten funktionellen Ergebnismaßen.
Authors
T. Neuendorf; R. Haase; S. Schröder; M. Schumann; N. Nitzsche
Veröffentlichungsdetails
Studientyp:
Systematische Überprüfung und Meta-Analyse (randomisierte kontrollierte Studien).
Veröffentlichung:
Supportive Care in Cancer (2023); 31:643. Online-Veröffentlichung: 18. Oktober 2023.
Participants:
(gesamt/meta): n=1.555 (31 RCTs) / n=268 (8 RCTs, relatives VO₂peak)
Ort:
Technische Universität Chemnitz; Deutsche Sporthochschule Köln (Deutschland)
DOI:
PubMed-ID:
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